Gestern habe ich mein erstes Pils gebraut. Ein Bierstil, der keine Fehler verzeiht und bei dem vor allem auch die Gärführung extrem wichtig ist. Ich möchte euch in diesem Beitrag mal auf einen typischen Brautag bei mir mitnehmen.
Die Vorbereitungen
Mein Brautag beginnt meist am Abend zuvor. Ich kann schon mal das Malz abwiegen und konditionieren. Danach fülle ich das Wasser in die Kessel. Mit meinem Wasser bin ich relativ zufrieden und passe es meist nur mit etwas Milchsäure (80%ig) und Sauermalz an.
Danach wird alles “angestöpselt”, die Rasten werden einprogrammiert und das war’s auch schon. So kann ich am Morgen des Brautages entspannt die Braueule anschmeißen und sie kann anfangen aufzuheizen. Zeit fürs Frühstück. 🍳
Malz schroten
Kurz vor dem Einmaischen wird das Malz geschrotet. Dafür habe ich eine Malzmühle die aus Gründen der Bequemlichkeit mit einer Bohrmaschine betrieben wird.😅
Bei mir wurden 5 Kg Extra helles Pilsener Malz, 250 g Karamellmalz hell und etwas Sauermalz gequetscht.
Einmaischen
Danach kann das geschrotete Malz in den Maischebottich. Dabei wird kräftig gerührt um keine Klumpen zu bekommen.
Anschließend heißt es die Temperatur bei verschiedenen Stufen zu halten, also die sogenannten Rasten anzusteuern. Die Braueule macht das automatisch und hält die Temperatur für die vorgegebene Zeit.
Freier Aminostickstoff (FAN) ist für einen untergärigen Bierstil, wie Pils wichtig. Da Diesen setze ich mit meiner ersten Rast bei 52°C frei. Die Maltoserast bei 62°C sorgt dafür, vergärbaren Zucker aus dem Malz zu gewinnen. Hier wird also bestimmt, wie trocken ein Bier schmeckt und in gewisser Weise auch wieviel Alkohol‰ es später enthält.
Die zweite Verzuckerungsrast bei 72°C bringt unvergärbaren Zucker ins Bier und sorgt für eine gewisse Vollmundigkeit. Abgemaischt wird anschließend bei 78°C.
Währenddessen riecht es in der ganzen Wohnung nach Getreide und Brot. Auch die Nachbarn erkennen am Geruch im Hausflur, dass es heute wieder Treberbrot geben wird.✌️
Läutern
Nun kommen wir zu meinem Lieblingsabschnitt. Es kann geläutert werden.
Ein Filtrationsvorgang, um den schon gelösten Malzzucker von den nicht mehr benötigten festen Maischebestandteilen (Treber) zu trennen und noch nicht gelösten Zucker mit Hilfe der Nachgüsse herauszuwaschen. Hier sollte man sich Zeit nehmen. Wird zu schnell geläutert, lässt man vielleicht wertvollen Extrakt in der Maische zurück und die angepeilte Stammwürze wird nicht erreicht. Geduld ist eine Tugend.😎
Ich läutere zunächst die ersten 2-3 l der trüben Vorderwürze in einen Messbecher und gieße diese dann erneut über den Treber. Dann läuft die Würze klar. Anschließend wird der Schlauch in die Würzepfanne gehangen und ab geht’s. Der Kessel füllt sich, ein herrlicher Anblick! 😍
Würzekochen
Jetzt kommt endlich der Hopfen🤘 ins Spiel. Die Würze wird 80 Minuten gekocht und gleich zu Beginn gibt es eine Ladung Perle zum Bittern. Ein extrem feiner Hopfen. Genau zur Halbzeit kommt er wieder zum Einsatz und 5 Minuten vor dem Ende darf einer meiner Lieblingshopfen in die süße Würze: Hallertauer Mittelfrüh. Eine wirklich hochfeiner Aromahopfen mit grasig – kräutrigen Noten. Er soll das Pils abrunden.
Nebenbei hat meine Frau noch ein köstliches Treberbrot gebacken. Ein super einfaches Rezept zeige ich euch hier: Treberbrot? – ganz easy!
Würzekühlen und Whirpool
Nach Kochende wird die Würze mit einer Edelstahlspirale abgekühlt. Durch diese fließt kaltes Wasser und die Würze wird in kurzer abgekühlt. So gelange ich schnell unter die 80°C-Grenze. Bis zu dieser Temperatur gibt der Hopfen weiter seine Bitterstoffe ab, auch wenn nicht mehr gekocht wird (Nachisomerisierung).
Ein weiterer Vorteil: bei obergärigen Bieren kann man meist bis zur Anstelltemperatur, also dem Punkt an dem die Hefe die Arbeit übernimmt, herunterkühlen. Mein Pils möchte ich bei 8°C anstellen. Mit der Kühlspirale habe ich bis auf 20°C runtergekühlt. Den Rest übernimmt der Gärkühlschrank.
Bevor ich aber ins Gärfass umfüllen kann, wird noch ein Whirpool durchgeführt. Nein, ich genehmige mir keine Auszeit im Sprudelbad, sondern die Würze wird “angedreht”. Auch das übernimmt die Eule für mich. Durch den Whirlpool landet der ganze Hopfenschmodder in der Mitte des Topfes und man kann die klare Würze außen abziehen.
Messen
Nun ist erstmal Zeit zum Messen. Ich habe in der Vergangenheit sowohl eine Spindel als auch ein Refraktometer benutzt. Beide haben Vor- und Nachteile, jedoch hat sich für mich die Spindel durchgesetzt. Warum? Bauchgefühl 😅
Ich habe am Ende 27 l Würze mit 15,6°P Stammwürze herausbekommen. Das entspricht bei 5,3 kg eingesetztes Malz einer Sudhausausbeute von ca. 80%. Dieser Wert bestimmt, welcher Anteil des Malzes während des Maischens in Lösung gegangen ist. Also im Prinzip, wie viel Zucker wurde rausgeholt.
Die 80% erscheinen mir sehr hoch. Da ich sonst bei ca. 70% liege. Jedoch soll das Extra helle Pilsener Malz ein Malz mit hoher Extrakteffizienz sein. Vielleicht hat jemand von euch das Malz schon verwendet und auch eine sehr hohe Ausbeute festgestellt?
Aber ich will mich nicht beschweren. So konnte ich die Würze mit 6 l Wasser verdünnen, um auf meine geplante Stammwürze von 12,5°P zu kommen. Oder anders gesagt: 12 Halbe mehr! 🍺😎
Hefegabe
Nun ist der Brautag fast zu Ende. “Nur” noch die Hefe. Genau dieser Punkt wird oft unterschätzt. Ich habe mich für die Safale w34/70 entschieden. Diese Hefesorte ist sehr verbreitet und findet in vielen untergärigen Bieren Anwendung.
Brewers make wort, yeast makes beer – Brauer stellen Würze her, die Hefe das Bier
Die Trockenhefe habe ich rehydriert, also in Wasser langsam aufquellen und ihre “Ursprungsform” annehmen lassen. Danach wurde sie auf die gleiche Temperatur, wie die Würze gebracht und anschließend hinzugegeben.
Ebenfalls wichtig vor allem bei untergärigem Bier ist die Gärtemperatur. Stellt man hier zu warm an, fängt die Hefe an Ester zu bilden, der Fehlaromen erzeugt. Über die Zeit der Gärung lässt man die Temperatur ansteigen. Gegen Ende sollte man das Jungbier nochmal bei ca. 16°C ein paar Tage stehen lassen, um gebildetes Diacetyl abzubauen. Ein Fehlaroma das an Butter erinnert.
Putzen
Erstmal gibt’s jetzt ein Selbstgebrautes. Man muss auch mal an sich denken. In dem Fall ein Pale Ale mit jeder Menge Polaris.
Frisch gestärkt geht es nun ans Saubermachen. Erst wenn Alles wieder glänzt kann man sich entspannt zurücklehnen. Und man muss viel sauber machen, sehr viel…
Brewing 90% cleaning, 10% brewing
Aber auch das ist irgendwann geschafft und ein entspannter Brautag, bei dem irgendwie Alles geschmeidig lief 🤔, geht zu Ende.
Jetzt heißt es warten, die Hefe übernimmt den Rest. In ca. 6 Wochen sollte ich das erste eigene Pilsener genießen dürfen. Ich werde berichten!
Habt ihr Fragen oder Anregungen? Dann ab damit in die Kommentare.
Lasst es euch gut gehen. Zum Wohl! 🍺
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