Seit kurzem gibt es die Lutra von Omega Yeast. Eine weitere Kveik mit der super cleane Biere bei Gärtemperaturen um die 30°C möglich sein sollen. Ich hab die Hefe für euch getestet.
Lutra Pils
Trendwende?
Zur Zeit geht der Trend zu cleanen Kveiks. Was Kveik ist und was sie so besonders macht, erfahrt ihr in diesem Blogpost. Man möchte die Gär-Vorteile der Kveik mit dem sauberen Ergebnissen von untergärigen Hefen verbinden, um Biere in sehr schneller Zeit, bei hohen Gärtemperaturen, mit möglichst wenig Estern zu erzeugen. Jeder gelernte Brauer wird wahrscheinlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen, aber der Trend geht in diese Richtung und das es möglich ist, zeigt z.B. die Oslo Kveik. Eine untergärige(!) Kveik die bei oberen 20 Grad vergären kann und dabei wenige Ester erzeugt. Ich habe damit bereits auch ein Pils gebraut, welches wirklich ziemlich clean geworden ist. Den Beitrag dazu findet ihr hier.
Wo kommt diese Lutra her?
Bei der Lutra handelt es sich um eine aus der Hornindal Kveik isolierte Kultur, die sehr neutral vergären soll. Gefunden wurde dieser Hefestrang eher zufällig. Bei einer Brauer-Konferenz in Ohio brachte ein Brauer sein neues German-Style Pilsener mit. Er hatte es mit der Hornindal bei 21°C vergoren und es war super clean und erfrischend, obwohl es mit einer Kveik vergoren wurde, die eher für ihre fruchtigen Ester bekannt ist und somit gern als Hopfen-Supporter in IPA’s zum Einsatz kommt.

Die Hornindal besteht mindestens aus 9 Hefesträngen und bei Omega Yeast machte man sich an die Arbeit den einen Hefestrang zu finden, der so schön klar vergären kann. Long Story short: man hat ihn gefunden. Tatatataaa darf ich vorstellen. Die Lutra
☝Funfact: Die Lutra ist benannt nach einem Flussotter und soll ein Verweis
auf dessen leichtlebige, liebenswerte Natur und sein sauberes,
erfrischendes (Fluss-)Zuhause sein.
Eigenschaften
Sie gehört anders als die Oslo zu den obergärigen Vertretern ihrer Klasse (Saccharomyces cerevisiae) und wird als clean, crisp, trocken, getreidig und zitronig beschrieben. Sie vergärt recht hoch bis 82% EVG, hat eine Alkoholtoleranz bis zu 11Vol.% und kann bei 20-35°C vergären. Einsatzgebiete sind sowohl Pseudo Lager aber auch z.B. West Coast IPA’s und alle Bierstile, bei denen ein neutrales Hefeprofil gewünscht ist.
Brautag
Mein Ziel war es zu sehen, wie clean die Lutra vergären kann, wenn man sie in ihrem oberen Temperaturbereich verwendet. Dafür brauchte ich eine recht “einfache” Würze und so habe ich 100% Pilsener Malz eingemaischt und beim Kochen etwas Hallertauer Mittelfrüh in die Vorderwürze gegeben. Zum Bittern kam dann noch etwas Magnum zum Einsatz. Das war’s.

Heraus kamen ca. 33l mit 11,5°P und knackigen 35 IBU. Angefüttert mit einem kleinen Starter (1,5 l) durfte sich die Lutra dann ins Getümmel stürzen. Damit sie sich über die geringe Stammwürze nicht kaputt lacht, habe ich Hefenahrung kurz vor Kochende hinzu gegeben. Bevor ich bei 32°C angestellt habe, wurde noch ordentlich belüftet. Vergoren wurde bei 29°C. Nach ca. 5 Tagen war die Gärung mit knappen 80% EVG durch und nach einem zweitägigen Cold Crash habe ich das Bierchen dann in Kegs gefüllt.
Ergebnis
Aus wissenschaftlichen Gründen, habe ich selbstverständlich nicht lang gewartet und habe das Bier von Anfang an kontinuierlich probiert. Schon sehr früh hatte es einen Lager ähnlichen Charakter. Crisp und erfrischend, schlank und angenehm bitter wirkte es. Jedoch war es nicht so neutral, wie erwartet. Einen leichtes Aroma von Mandarinen war wahrnehmbar.

Nach zwei Wochen im Keg hat sich das “Mandarinige” nun etwas gelegt. Meiner Meinung nach sind wir hier schon recht nah an einem Pils. Durch die leichten Zitrus-Ester könnte man evtl. denken, das Bier hat eine späte Aroma-Gabe bekommen. Aber um es nochmal zu betonen: Dafür, dass ich das Bier bei 32°C angestellt und bei 29°C vergoren habe, dafür, dass es eine obergärige Kveik ist und dafür, dass das Bier erst vor 3 Wochen gebraut wurde, ist es wirklich erstaunlich, wie rund und ausgewogen es schmeckt und wie neutral das Hefe-Profil ist.
Die Sedimentation ist gut. Noch ist es etwas trüb, aber das wird sich sicher noch legen.

Gedanken
Hier möchte ich den Lager-Experten und -Enthusiasten unter euch etwas bremsen, es ist keine w34/70 in zweiter Führung, die bei 8°C angestellt und dann langsam wärmer “gefahren” wurde.
Aber diese Kveik ist wirklich erstaunlich und wer vielleicht nicht die Möglichkeit hat, die Gärführung bei untergärigen Temperaturen zu steuern, der hat u.a. mit der Lutra eine schöne Alternative. Zudem ist das Bier sehr schnell trinkbar und man muss nicht, wie bei vielen untergärigen Hefen zwei bis drei Monate Reifung abwarten.
Ich habe die Lutra in ihrem oberen Temperaturbereich vergoren. Eine Gärung bei Raumtemperatur um die 20°C ist durchaus auch denkbar. Wobei man dann von einer längeren Hauptgärung ausgehen muss. Ich durfte von anderen Hobbybrauern Lutra-Biere, die kälter vergoren wurden verkosten und muss sagen die “mandarinigen” Ester waren auch bei diesen Bieren vorhanden. Sodass ich nicht wirklich die Herstellerangabe unterstreichen kann, nach der man bei Gärtemperaturen im niedrigen 20er Bereich noch cleanere Biere erhält. Deshalb würde ich raten, wenn es möglich ist, dann heizt der Lutra ordentlich ein, vergärt schneller und nutzt die Vorteile einer Kveik voll aus, um ein Bier mit cleanen Hefeprofil zu brauen.
Prost
Paul
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