HERMS – meine neue Anlage

Schon länger habe ich von einer HERMS Anlage geträumt. Die Funktionsweise und das Design haben mich schon immer fasziniert und zusammen mit Craft Hardware konnte ich mir diesen Wunsch nun erfüllen.

[Werbung] Am Wochenende konnte ich endlich meine neue HERMS Anlage von Craft Hardware einweihen. Was soll ich sagen? Ich kann den nächsten Brautag gar nicht abwarten 😆

Was soll dieses HERMS eigentlich sein?

HERMS steht für Heat Exchange Recirculation Mash System. Das bedeutet beim Maischen wird die Würze kontinuierlich durch einen Wärmetauscher zirkuliert, um die Rasttemperaturen zu halten. So kommt die Würze nie direkt mit einem Heizelement in Kontakt und wird schonend auf Temperatur gehalten. Das System ist in den USA unter Hobbybrauern weit verbreitet. In Deutschland ist es eher keine klassische Anlage.

Aufbau

Nun erstmal zur grundsätzlichen Funktion der Anlage.

Der Grundaufbau meines HERMS-Systems besteht aus drei Töpfen und zwei Pumpen. Der linke Topf, der HLT (Hot Liquor Tank) ist das Herzstück der Anlage. In der Mitte ist mein MLT (Mash Lauter Tun) und im Topf daneben wird gekocht (Boil Kettle).

Der HLT wird mit Wasser gefüllt. Darin befindet sich eine Spirale (HERMS Coil). Vom Ausgang des MLT wird die Würze durch die Spirale und wieder zurück in den MLT geleitet.
Durch Erhitzen des Wassers im HLT findet ein Wärmeaustausch mit der zirkulierenden Würze statt. Die Fließ-Geschwindigkeit wird über den Kugelhahn am HERMS Coil Ausgang eingestellt. Hier wird auch die Temperatur für die jeweilige Rast gemessen und nicht etwa im Topf. Das führt zu einer genaueren Ermittlung der Würzetemperatur.

Das Wasser im HLT wird wiederum kontinuierlich durch die MLT-Pumpe zirkuliert, um eine gleichmäßige Erwärmung zu gewährleisten.

Nach dem Maischen wird geläutert und die Würze in den Boil Kettle geleitet. In diesem wird mit geschlossenem Deckel und angeschlossenem Dampfkondensator gekocht. Nach Abschluss der Kochphase wird ein Whirlpool mittels der Maische Pumpe angedreht und anschließend durch den Gegenstromkühler auf dem Weg zum Fermenter abgekühlt.

Gesteuert wird die Anlage mit einem selbstgebauten Panel auf CraftBeerPi Basis. Hierüber kann ich die Heizelemente im HLT und den Boil Kettle, sowie beide Pumpen steuern. Weiterhin zeigen mir vier Sensoren die Temperatur im HLT, MLT, Boil Kettle und am HERMS-Coil Ausgang an. Für das Maischen habe ich die PID Autotune Logik hinterlegt. Mit dieser habe ich maximale Temperatur-Überschwingungen von 0,3°C. Da ich mit geschlossenem Deckel koche wurde hier die SmartBoil Logik hinterlegt, diese regelt den Heizstab bei 98,5°C auf 65% Heizleistung zurück, um ein ein Überkochen zu verhindern.

Mein Wunsch war eine (fast komplett) verrohrte Anlage. Für den einen der Reinigungs-Alptraum 😱 für mich der Edelstahl-Himmel 😍, für den ich gerne einen größeren Reinigungsaufwand in Kauf nehme.

Die Idee war es, komplett ohne Schlauchwechsel den Brautag zu bewältigen. Dies lies sich mit einer Ventilreihe, unterbrochen von T-Stücken, realisieren. Es sind insgesamt

  • 4 Scheibenventile
  • 3 T-Stücke und
  • 2 Pumpen verbaut
HERMS Funktionsweise

An dieser Stelle noch mal einen riesen Dank an Douglas von Craft Hardware, der mir beim Erstellen der Anlage fast drei Wochen mit Rat und Tat zur Seite stand und seinen Testaufbau unzählige Male verändert hat.

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Brautag

Jetzt aber genug der Theorie. Den ersten Brautag auf der Anlage habe ich bereits absolviert und einige Bilder habe ich auch gemacht. Auf geht’s! Ich nehm´ euch mit auf den Jungfernflug und zeige euch, wie ich meinen Maibock gebraut habe.👇

Wasser marsch

Der Brautag beginnt mit dem füllen des HLT. Für den Maibock benötigte ich insgesamt 55 Liter Wasser, dabei ist etwas Puffer eingerechnet. Also einmal vollmachen! Mein Wasser ist für einen hellen Bock geeignet, es war also nicht notwendig die Werte anzupassen.

Das Rezept hatte ich bereits am Vortag in meine Steuerung eingegeben. Also konnte es direkt los gehen und das Wasser im HLT wurde auf 56°C erhitzt.
Nebenbei habe ich das Malz abgewogen und geschrotet. Dafür nutze ich aktuell einen Prototypen von Sommer – den Maltman 20.

Nachdem die Einmaischtemperatur erreicht war, wurden 33 Liter Hauptguss aus dem HLT in den MLT gepumpt. Nun durften die insgesamt 11,3 Kg Malz eingemaischt werden. Hierbei ist es wichtig das Malz gut zu verrühren und anschließend etwas absitzen zu lassen, um ein “Bett” aus Flüssigkeit zu erhalten, bevor man anfängt zu zirkulieren.
Die Temperatur war nun bei den geplanten 52°C und ich begann die Rezirkulierung und die erste Rast. Zu Beginn darf nicht zu schnell zirkuliert werden, damit sich das Maischebett nicht zusammenzieht.

Maischen

Für meinen Maibock habe ich ein klassisches Maischverfahren gewählt. Nach dem niedrigen Einmaischen ging es hoch auf 64°C, anschließend wurde eine kurze Narziss-Rast bei 67°C eingelegt und danach noch einmal bei 72°C gerastet.
Nun konnte geläutert werden. Bei HERMS Anlagen, kann man sich die Läuterruhe sparen, da das Malzbett ja sowieso bereits kompakt ist und somit wurden die Scheibenventile am Pumpenausgang einfach verstellt und mit ca. 1 l/Min geläutert.

Gleichzeitig kommt nun das restliche Wasser im HLT als Nachguss zum Einsatz. Dieses wird durch den die inneliegende HERMS Coil gepumpt und in den MLT geleitet. Ein schöner Nebeneffekt: Die übrigen Würze wird herausgespült und die Spirale quasi gereinigt.

Um die Stammwürze während des Läuterns im Auge zu haben, wurde ein Probeventil zwischen Pumpenausgang und Kesseleingang angebracht.

Kochen

Sobald der Heizstab im Boil Kettle bedeckt ist, kann auch schon aufgeheizt werden, um nicht zu viel Zeit bis zum Kochen zu verlieren. Sobald die Würze kocht, wird der Dampfkondensator aktiviert, so bleibt der Braukeller brüdenfrei.

Während des Kochens kam ganz klassisch etwas Perle zum Einsatz.
Nach Kochende wurde die Würze durch den Gegenstromkühler durch den Whirlpooleingang gepumpt. So war die Würze innerhalb von 3 Minuten bei 78°C und der Whirlpoolhopfen (Pacific Crest) konnte hinzugeben werden. Danach wurde weiter ohne Kühlung zirkuliert, um einen ordentlichen Whirlpool anzudrehen.

Kühlen

Für 20 Minuten ließ ich die Würze ausdrehen und danach ging es durch den Gegenstromkühler in den Unitank. Nachdem die Anstelltemperatur von 8°C erreicht war, durften sich die vorbereiteten 7 Liter Starterwürze ins Getümmel werfen. Zum Einsatz kam die WLP 833 German Bock. Welche ich eine Woche zuvor aus dem NACl Schlaf geweckt hatte.
Nach ca. 16 stunden war erste Gäraktivität wahrnehmbar.

Reinigung

Nun musste alles sauber gemacht werden. Natürlich ist der Reinigungsaufwand bei einer solchen Anlage größer. Fakt!

Mein Reinigungsprozess beginnt wieder mit dem HLT. Hier fülle ich einige Liter Wasser ein und erhitze bis auf ca. 60°C. Währenddessen wird der der Treber aus dem MLT entfernt und der Topf grob ausgespült.
Auch den Boil Kettle habe ich zunächst grob vom Schmodder befreit.
Über die T-Stücke am Pumpeneingang kann man die Flüssigkeit in einen Eimer abfließen lassen.
Danach habe ich das Wasser im HLT mit etwas PBW versetzt und einen Teil in den MLT gepumpt. Diesen habe ich dann ordentlich gereinigt. Die restliche PBW Lösung wurde über die Ventilreihe durch den Gegenstromkühler, über den Whirlpool Eingang in den Boil Kettle gepumpt.

Nachdem alles sauber war, wurden die Töpfe und Rohre mit Wasser klar gespült. Anschließend drückte ich mit CO2 über den linken Pumpen Eingang (T-Stück unten) die Rohre und den Gegenstromkühler leer. Die Töpfe habe ich dann Kopfüber trocknen lassen und die Scheibenventile in der Ventilreihe ebenfalls ausgebaut und trocknen lassen.

Ich weiß, einige nennen mich spätestens jetzt verrückt… 😅✌

Fazit

Der erste Brautag lief wie geschmiert. Es gab keine Komplikationen, was mich wirklich ziemlich verwundert hat.
Die Anlage ist einfach durchdacht und das HERMS System hat mich sehr überzeugt. Die geplante Stammwürze von 16°P habe ich mit 15,8°P knapp verpasst und lag bei ca. 60% Ausbeute. Hier ist sicherlich noch etwas möglich. Man könnte den Nachguss noch anders aufbringen und etwas zu zaghaft zirkuliert habe ich während des Maischens auch. Da sind aber Stellschrauben, an denen ich ohne Probleme drehen kann.

Ich mag meine Anlage sehr. Es macht wirklich Spaß auf dem Teil zu brauen. Den zusätzlichen Reinigungsaufwand scheue ich nicht. Der nächste Brautag kann kommen.

Prost🍺

Paul

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14 thoughts

  1. Hallo Paul,
    Es freut mich gerade ungemein diesen Beitrag zu lesen, da ich mir selber auch eine Anlage von Crafthardware holen moechte. Werde hoffentlich direkt deine Hinweise beachten.
    Welchen Innendurchmessen haben den die Rohre und wieviel Volumen haben den die Kessel bei dir?
    Ach ja … Verrueckt ist hier nichts XD

    1. Hi Steve! Dann schon mal Glückwunsch. Du wirst es nicht bereuen 🙂
      Die Rohre haben überwiegend 15mm ID. Alle Kessel sind die 57l Variante.
      Falls du noch Fragen hast, dann meld dich gerne.

      Grüße

      Paul

  2. Hallo Paul,
    Ich bin völlig beeindruckt von deiner HERMS, eigentlich habe ich mich schon entschlossen, dein Setup nachzubauen.
    Eine Frage vorab:
    Wie trebert man aus?

    Ich freue mich auf deine Antwort
    LG aus Fürth
    Peter von der Kornblumenbrau

  3. Hallo Paul,
    wie hast Du den Gegenstromkühler (GSK) mit Tri-Clamp versehen. Ich habe einen selbstgebauten GSK mit einer Kupferspirale AD 20 mm und ID 18mm.

    Besten Dank und viele Grüße
    Marco

  4. Hey,

    ich hab dein Video zum Mai Bock gesehen….

    Das die Flüssigkeit durch die Maische gleichmässiger zirkuliert hast du ein „rundes Verteilblech“ eingesetzt.

    Ist das DIY oder gibts das zu kaufen?

    Lg Benny

  5. Hallo Paul!

    Deine Anlage sieht wirklich super aus und wirkt auch sehr durchdacht!
    Ich bin derzeit am Überlegen, ob ich meine Anlage vergrößern sollte.
    Ich habe die letzten 5 Jahre mit meinem Einkocher (inkl. Rührwerk etc.) viele Sude gekocht und werde das Setup auch weiterhin betreiben, allerdings ist der Ausstoß für gewisse Biere zu gering im Verhältnis zum Aufwand.

    Da ich gesehen haben, dass du ebenfalls eine Brumas Braueule besitzt/besessen hast, wollte ich dich fragen wie du zu dieser stehst im Vergleich zum deinem HERMS-System? Gibt es Vorteile bei der Braueule, oder überwiegen deiner Meinung nach die Vorteile des HERMS-System?

    Ganz frech möchte ich auch fragen, was dein HERMS-Setup ca. gekostet hat inkl. Brausteuerung etc.?

    Beste Grüße,
    Lukas

    1. Hi Lukas, nur zur Info: meine aktuelle Anlage findest du im vorletzten Post. Ich habe einen Topf wegrationalisiert. Trotzdem ist es noch eine HERMS.

      Die Braueule ist/war mir viel zu unflexibel. Perfekt, wenn man nicht viel experimentieren möchte und eher einfach gelagerte Rezepte brauen möchte. Dann immer noch sehr teuer mMn. Dafür bekommst du auch eine 2-3 Kessel HERMS, bist flexibler und falls du noch etwas umbauen möchtest, ist das aufgrund der Tri Clamp Anschlüsse auch noch möglich. Eine HERMS (3 Kessel) mit Zubehör und Steuerung bekommst du für ca. 3500€. 🙂

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