EINBREW – Brausteuerung

Eine professionelle Brausteuerung für elektrische Hobbybraueranlagen. Kein Basteln notwendig. Einfach Out of the Box einsatzbereit. Und dann gibt es auch noch eine Variante speziell für einen klassischen HERMS & RIMS Aufbau. Das musste ich einfach testen.

EINBREW

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Als ich Post von EINBREW bekam, war ich schon ganz aufgeregt. Denn in dem Paket war eine neue Brausteuerung – der 3V2P Controller . Dieser ist speziell für HERMS Anlagen konzipiert. Passt also perfekt zu meinem System. Natürlich arbeitet der Controller auch standardmäßig mit RIMS Anlagen. 3V2P steht dabei für 3 Vessel (Kessel) 2 Pumps (Pumpen).
Es gibt auch noch andere Varianten. Der 3V3P Controller steuert noch eine Pumpe mehr und die Heizlemente können gleichzeitig betrieben werden, damit sind dann auch Doppelsude möglich. Der kleinere 1V1P Controller ist perfekt für Brew in a Bag, 2 Kessel HERMS/RIMS oder andere elektrische 1 bis 2 Kessel Systeme. Außerdem hat EINBREW auch noch eine Gärsteuerung im Angebot.

Unboxing

Zunächst schauen wir uns mal an, was alles dabei ist. Als ich das Paket aufgemacht habe, kam mir erstmal ein T-shirt entgegen. Ich finde sowas immer cool. Hat mich sehr gefreut. Ansonsten ist alles dabei, was ihr benötigt, um direkt los legen zu können:

  • 3 x PT100-Temperaturfühler (3m) aus wasserdichtem Silikon (IP68)
  • 1 x C20-Stromkabel (3m)
  • 2 x C19-Stecker für die Heizelemente
  • 2 x C13 Stecker für die Pumpen
  • Bedienungsanleitung auf Englisch
  • 2 x Ersatzsicherung

Was mir richtig gefällt, sind die klaren Strukturen. Die Bedienoberfläche der Steuerung ist einfach gehalten und die dünnen weißen Linien stellen einen klassischen HERMS Aufbau dar. Diese strukturierte Übersicht orientiert sich sehr an den Steuerungen für professionelle Brauanlagen. Macht echt was her, finde ich!

Kaufen könnt ihr das Teil bei Craft Hardware oder direkt bei EINBREW im Shop.

Technische Details

EINBREW ist in Nordirland ansässig. Die Steuerungen sind CE-gekennzeichnet und entsprechen allen relevanten EU-Gesetzen. Die 3V2P hat zwei Ausgänge für Heizelemente mit max 3.6kW (15A, 230V), die sequentiell angesteuert werden können. Das coole hierbei ist, ihr müsst euch im Prinzip keinen Kopf über eure Stromabsicherung machen, da ein normaler Stromkreislauf mit 16 Ampere (230 Volt = 3680 Watt) abgesichert ist und ihr für die Stromzufuhr nur eine normale Steckdose benötigt.
Weiterhin gibt es zwei Ausgänge für eure Pumpen (2 x 1A). Diese könnt ihr selbstverständlich auch gleichzeitig betreiben.

Die Steuerung hat zwei Sicherungen, die man selbstständig wechseln kann, sollten diese durchgebrannt sein.

Installation

Bevor man los legen kann, ist noch etwas Verkabelungsarbeit notwendig. Wer sich das selber zutraut braucht dafür nur ein paar Minuten. Seid ihr euch unsicher, holt euch Hilfe eines Profis.

Jeweils die beiden Kabel der Pumpen, der Heizelemente, sowie das Kabel für die Stromzufuhr müssen entsprechend mit den Kaltgerätesteckern versehen werden. Nun noch die Temperatursensoren einstecken und dann kann es auch schon los gehen.

Die Steuerung hat an der Rückseite vier Löcher und kann z.B. an einer Wand angeschraubt werden. Ich habe mir eine zusätzliche Halterung von Craft Hardware besorgt, um die Steuerung noch komfortabler aufhängen zu können.

Mount from Craft Hardware

Einstellungen

Los geht’s! Na ja fast. Bevor ihr einen echten Braudurchgang startet, solltet ihr zunächst eine Generalprobe mit Wasser machen. Ich habe alle drei Kessel mit Wasser gefüllt und erstmal geschaut, ob sich die Pumpen und Heizelemente ansteuern lassen. Auch die gesamte Bedienung bin ich zunächst durchgegangen, um sicher zu gehen, dass alles funktioniert und richtig verkabelt ist. Dann ist man gewappnet für den ersten Brautag mit dem Controller.

Den Wassertest könnt ihr auch gleich nutzen, um einige Hintergrundeinstellungen im Menü anzupassen. Ich möchte euch nur einige Aufzählen, eine ausführliche Liste findet ihr in der Bedienungsanleitung:

  • Einstellung Celsius oder Fahrenheit
  • Pumpe ausschließen: Das ermöglicht immer nur eine Pumpe einzuschalten, wird eine Pumpe aktiviert, wird die andere automatisch deaktiviert.
  • Die Malz Pause schaltet die Pumpe während des Zirkulierens hin und wieder aus, um ein Zusammenziehen des Malzbettes zu verhindern. Länge und Abstände der Pausen könnt ihr ebenfalls festlegen.
  • Koch-Alarm: Legt eine Temperatur fest, bei der euch die Steuerung ein akkustisches Signal geben soll, um noch Vorbereitungen zu treffen.
EINBREW Controller - alles verkabelt
So sieht der Controller aus, wenn ihr alles verkabelt habt und ihn zum ersten Mal einschaltet.

Es gibt auch noch weitere Anpassungsmöglichkeiten. Im sogenannten Wartungsmenü kann man Einstellungen vornehmen, die man eigentlich nicht ändern muss. Sehr interessant ist hier der Punkt „Pumpen Entlüftung“. Immer wenn eine Pumpe eingeschaltet wird, führt die EINBREW Steuerung einen automatisierten Entlüftungs-Zyklus durch und schaltet die Pumpe mehrmals an und aus. Die Dauer und Länge dieses Zyklus kann man hier einstellen. Ich habe aber keine Änderungen vorgenommen, da das Entlüften sehr gut funktioniert hat.

Rezepteingabe

Jetzt kommt etwas „Klickerei“. Mit den Pfeiltasten in den Bereichen HLT und MLT, stellt man die Einmaisch- und Rasttemperaturen und im Bereich „Timer“ die jeweilige Dauer ein.

Danach landet man beim BK (Boil Kettle). Hier wird lediglich in der Timer Sektion die Kochdauer eingestellt. Es ist nicht notwendig eine Kochtemperatur festzulegen, denn die Steuerung besitzt eine sogenannte „Boil-Detection“. Hier könnt ihr dann auch die Leistung des Heizelements einstellen, nachdem die Würze kocht.

Anschließend gibt man seine Hopfengaben ein. Die Steuerung erinnert einen dann mit einem akustischem Signal daran, das es Zeit ist Hopfen hinzu zugeben. Aufgrund des Aufbaus kann man hier keine Vorderwürze- oder Whirlpoolhopfung eingeben. Dafür muss man sich dann eine separate Erinnerung stellen. Ein kleiner Nachteil.

Insgesamt könnt ihr 9 verschiedene Rasten und 9 Hopfengaben einstellen, was mehr als ausreichend sein sollte.

Jetzt noch eure Kühltemperatur festlegen und dann ist die Rezepteingabe beendet.

Hört sich komplizierter an, als es ist. Bei meinem zweiten Rezept war ich schon recht schnell mit der Eingabe. Dann dauert das ganze vielleicht noch 1-2 Minuten.

Brauen

Drückt „Select“ bis Pre-heat/HLT angezeigt wird und dann „Start“. Zack! Es darf gebraut werden! Eure voreingestellte Einmaischtemperatur wird nun automatisch erreicht. Denkt daran, dass ihr die Pumpen über die jeweiligen Buttons selbst ein- und ausschaltet. Das wird vom EINBREW Controller nicht automatisch ausgeführt.

Controller mit HERMS

Habt ihr eingemaischt, dann wählt wieder mit „Select“ den MT Bereich an und drückt „Start“, danach werden die Rasten automatisch angefahren. Die Steuerung besitzt einen firmeneigenen Algorithmus, der ein grobes Überschwingen der Temperaturen verhindert. In meinem Test mit einer dreistufigen Infusion lag die größte Überschwingung bei 0,3°C. Also wirklich top. Da ich die Grain Rests also die „Malz Pausen“ aktiviert habe, schaltet sich die Pumpe alle 10 Minuten für 20 Sekunden ab.

Alle Rasten erledigt? Geläutert? Dann kann jetzt gekocht werden. Sobald der Heizstab mit Würze bedeckt ist, könnt ihr mit Select in den BK Bereich navigieren und die Koch-Automatisierung starten. In diesem Bereich glänzt die Steuerung besonders, wie ich finde. Denn sie warnt mich bei 95°C vor, um noch letzte Vorbereitungen zu treffen. Man kann dann z.B. eine Hopfengabe vorbereiten. Ich lasse mich dabei auch daran erinnern das Wasser für den Kondensator anzuschalten.
Anschließend detektiert die Steuerung selbst wenn die Würze zu kochen beginnt, startet den Timer und fährt dann automatisch die Leistung des Heizstabes zurück. Standardmäßig sind hier 30% eingestellt.
Mit den Pfeiltasten im BK Bereich stellt man diese „Boil Control Power“ ein. Ich braue mit aufgelegtem Deckel und Dampfkondensator. Erfahrungsgemäß liegt meine benötigte Leistung bei ca. 70%, um wallend zu kochen ohne überzukochen. Man kann diese Einstellung auch während des Brauens dynamisch anpassen. Im Test bin ich mit 80% Leistung sehr gut gefahren.
Kein Überkochen, kein verpasster Kochbeginn, einfach eine wunderbare Unterstützung beim Brauen.

Danach wird die Würze gekühlt. Ihr müsst dazu euren Kühlkreislauf starten und mit „Select“ COOL in der Timer Section auswählen. Wenn ihr nun Start klickt, wird die Pumpe eingeschaltet. Sobald die geplante Temperatur im Kessel erreicht wurde, ertönt ein Signal und die Pumpe wird ausgeschaltet. Das funktioniert natürlich nur mit Systemen, die beim Kühlen zirkulieren und nicht direkt in den Gärtank pumpen.
Ich nutze diese Funktion für meine Whirlpoolhopfungen und nicht für den gesamten Kühlprozess. Ich gebe also 77°C ein und lasse zirkulieren bis diese erreicht sind. Danach kommt mein Whirlpoolhopfen zum Einsatz. Die restliche Kühlung geschieht bei mir mittels eines Gegenstromkühlers ohne Zirkulieren.

Pro

Also ich denke, man hat es zwischen den Zeilen gelesen, ich finde den Controller von EINBREW wirklich mega. Die Steuerung ist sehr kompakt und das Design eher minimalistisch, aber das gefällt mir persönlich sehr gut. Ihr benötigt kein Zubehör und könnt nach etwas Kabelarbeit direkt los legen. Super finde ich auch die Verarbeitung. Das Teil macht einen sehr wertigen Eindruck, da klappert nichts und die Knöpfe lassen sich gut drücken. Die Steuerung ist recht vielseitig. Man kann viele verschiedene Einstellungen vornehmen und den Controller nach seinen Vorlieben anpassen.

Was mir besonders gefällt ist die automatische Pumpenentlüftung. So kann es nie passieren, dass eure Pumpen (nur) Luft ziehen und evtl. sogar kaputt gehen. Besonders bei meinem überwiegen fest verrohrtem System ist das wirklich ein super Feature.

Ebenfalls klasse ist die Boil Detection und die anschließende automatische Absenkung der Heizleistung, um ein Überkochen zu verhindern. Das ist wirklich eine große Hilfe. Vor allem, wenn man – wie ich – beim Aufheizen schon mal mit dem Saubermachen beginnt und den Topf nicht die ganze Zeit im Auge hat.

Contra

Ganz ehrlich, das ist jetzt meckern auf hohem Niveau, aber Verbesserungsbedarf gibt es ja immer. Zum einen kann man keine Vorderwürz- bzw. Whirlpoolhopfung einstellen. Das ist sicher etwas schwierig umzusetzen, wäre aber das i-Tüpfelchen.

Um das Design noch weiter zu verbessern, könnte man der Steuerung neue PID Regler mit etwas „schickerem“ Display spendieren.

Es ist ein geschlossenes System und obwohl man viele Einstellungen vornehmen kann, ist es nicht so flexibel , wie z.B. eine Steuerung auf CraftbeerPi Basis. Andere Algorythmen lassen sich nicht anlegen und die Bedienoberfläche ist natürlich statisch.
Für mich sind das nicht wirklich Nachteile, da der Controller -wie er ist- perfekt zu meiner Anlage passt und ich keine Anpassungen vornehmen würde. Aber ich kenne ja die Bastelfreaks da draußen.😉 Ihr seid sicher besser bei Open Source Projekten aufgehoben.

Anmerkung

Wer sich für so eine Steuerung entscheidet muss sich im Klaren sein, dass es eine Stand-alone Lösung ist. Es gibt keine Möglichkeit Rezepte zu importieren oder zu speichern. Auch das muss kein Nachteil sein. Ich möchte es aber erwähnt haben. Ich bin froh eine Stand-alone Lösung zu haben, da ich kein guten WLAN Empfang im Braukeller habe. Man kann die Steuerung immer ohne Einschränkungen benutzen. Außerdem gibt es keine Hintergrundsysteme, an deren Verfügbarkeit die Benutzung gebunden ist. Das heißt, selbst wenn es EINBREW nicht mehr geben sollte, sie aufgekauft werden oder was auch immer, die Steuerungen laufen trotzdem weiter.

Den Elefanten im Raum können wir ja jetzt auch mal ansprechen. Der 3V2P Controller schlägt mit ca. 700€ zu buche. Klingt erstmal happig, aber im Vergleich zu anderen Steuerungen, die es da draußen so gibt, liegt der Preis absolut im Rahmen. Ihr müsst hierbei bedenken, dass die Steuerung euren kompletten Brautag automatisiert und Rasttemperaturen sehr präzise hält. Weiterhin ist sie mit den entsprechenden Zertifikaten ausgestattet und professionell verkabelt. Zusammen mit den oben genannten Vorteilen ist der Preis meiner Meinung nach gerechtfertigt.

HERMS mit EINBREW 3V2P

Fazit

Ich bin richtig happy mit der Steurung und möchte sie gar nicht mehr missen. Bei meinen Selbstbauvarianten vorher hat es immer mal hier und dort gehangen. Mit der EINBREW hab ich solche Probleme nicht mehr. Sie steuert zuverlässig und präzise meinen Brautag.

Prost 🍺

Paul

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