Das „Flanders Red Ale“ – Projekt –

Klingt etwas nach einem Horrorfilm. Wird es aber hoffentlich nicht. Dieses Bierchen hat es mir und ein paar Hobbybrauerfreunden so angetan, dass wir es nun auch selbst einmal brauen wollten. Also haben wir uns vergangenen Samstag getroffen und zu 7. mehr als 200l Flanders Red Ale gebraut.

Das Flanders Red Ale

Flanders? Der von den Simpsons? Neee, ein Flanders Red Ale ist ein belgischer Bierstil. Es handelt sich bei dem auch Flemish Red genannten, um ein Sauerbier mit einem rötlichem Farbton. Die intensive Säure verdankt es speziellen Hefe- und Bakterienstämmen und einer langen Lagerung im Eichenholzfass.

Erfunden wurde bzw. zum ersten Mal gebraut wurde es in der Region Flandern in Belgien. Dort rief die Brauerei Rodenbach aus Roeselare vor knapp 200 Jahren diesen neuen Bierstil ins Leben. Relativ schnell wurde das Bier auch exportiert, sodass es heute weitere Varianten gibt. Vor allem die amerikanischen Craftbrewer mit ihrem Faible für Sauerbiere lassen es sich nicht nehmen, diesen Bierstil selbst zu interpretieren.

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Das Rodenbach Crand Cru is immer noch eines der beliebtesten und besten Flanders Red Ale weltweit. Deshalb war für uns auch klar: Ziel ist es irgendwie, eventuell, ein bisschen, relativ nah an dieses Meisterwerk heranzukommen. 😅✌

☝Vorsicht #funfact: Beim Rodenbach Grand Cru kommen
ca. 20 verschiedene Hefe- und Bakterienstämme
zum Einsatz.

„Bierpapst“ Michael Jackson, (Autor und Experte in der Bier- und Whiskyverkostung) sagte einst zum Rodenbach Grand Cru:

The most refreshing beer in the world.

Der Geschmack

Ein sehr komplexes Bier. Man braucht hier schon mehrere Schlücke, um den Charakter des Flanders Red Ale zu erfassen. Gleichzeitig ist es aber auch sehr erfrischend.

Also, was haben wir da alles? Zunächst steht es rotbraun mit wenig Schaum im Glas. Hält man es ins Licht schimmert es rötlich.

Der Geruch hat etwas holzig-säuerliches, etwas Vanille und leichte Balsamiconoten.

Dem malziger Antrunk folgt eine fruchtige Mitte aus dunklen Kirschen und Johannisbeeren. Zum Schluss schlägt die Säure zu. Gepaart mit dem spritzigen Mundgefühl, durch die recht hohe Karbonisierung stellt sich eine schöne Frische ein.

Das Projekt

Für unser Projekt wollten wir von Anfang an keine Eichenholzchips -wie im Hobbybrauermaßstab üblich- verwenden. Unsere Idee war es ein altes Rotweinfass zu kaufen und unser Flanders Red Ale darin zu lagern.
Von einem Winzer konnten wir ein 10 Jahre altes Barriquefass mit 225l Fassungsvermögen ergattern. In dem Fass lagerte immer Rotwein, es war also perfekt für uns. Nachdem es geleert wurde, hat es der Winzer für uns ausgeschwefelt, so kann das Fass bis zur Wiederbefüllung ohne Probleme einige Zeit stehen ohne zu gammeln.

Die erste Hürde war es dann, das Fässchen in meinen Braukeller zu bekommen. Es fehlte 1cm. Aber was nicht passt wird passen gemacht 😎 und so musste die Türzarge etwas erweitert werden.✌

Das Fass hatte also schon mal ein neues zu Hause.

Der Brautag

Nun mussten wir einen Ort finden, an dem 7 Hobbybrauer gleichzeitig brauen können.

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Rudelbrauen

Es passte perfekt, dass Markus Pasel mit seiner Rheinküsten Braumanufaktur kurz vor der Fertigstellung stand. Als ambitionierter Hobbybrauer und Biernerd, mit jeder Menge Erfahrung, lud er uns alle zu sich ein.

Also brachten wir unser Equipment am ersten Tag des Jahres, an dem das Thermometer über 20°C kletterte zu Markus.

Folgende 7 (sehr verschiedene) Anlagen kamen zum Einsatz:

Am Morgen wurde zusammen das Malz geschrotet und jeder hat sich dann seine „Portion“ abgewogen. Anschließend wurde eine Kombirast bei 69°C gehalten und geläutert. Nach 90 Minuten Würzekochen mit nur einer Hopfengabe zu Beginn konnte danach gekühlt werden. Durch die unterschiedliche Anlagen-Größen ging es bei dem einen schneller und bei dem anderen etwas langsamer.

Der Brautag verlief ohne größere Probleme und so konnten am Ende 230l Flanders Red Ale in die Gärfässer gefüllt werden.

Den Abend ließen wir mit einigen anderen Hobbybrauern und Gästen der Braumanufaktur ausklingen.

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Die vollen Gärfässer

Nun wird die Hauptgärung in der Rheinküsten Braumanufaktur beendet, bevor das Bier ins Rotweinfass wandert und dort für ein Jahr lagern wird. Dann heißt es geduldig sein und das ein oder andere Bier trinken. Spätestens im April 2019 wissen wir, wie es ausgegangen ist 😅

Zum Wohl🍺

Paul

P.S.:

Das Rezept

  • Stammwürze: 13°P
  • IBU: 10
  • EBC: ca. 47

Schüttung

  • 30% Münchner Malz Typ I
  • 30% Wiener Malz
  • 28% Pilsener Malz
  • 8% Caramünch II
  • 4% Special B

Maischen

  • 60 Minuten Kombirast bei 69°C
  • Nachgüsse kochend

Kochen

  • Magnum (Dolden) 90 Minuten

Hefe

  • Wyeast 3763 Roeselare Ale Blend

3 thoughts

  1. mega geile nummer! 😀 da bin ich sehr auf das ergebnis gespannt. anfang 2019 ist unser lambic fertig 😀 …vlt können wir dann mal ein fläschchen tauschen? 😉 ach btw – machen die tage mal ein kleines revanchierpaket für dich fertig! 🙂

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