Dosenabfüllung im Hobbybereich? Das war bis vor kurzem nicht denkbar. Mittlerweile gibt es aber einen erschwinglichen Verschließer und auch die Dosen muss man nicht mehr palettenweise kaufen.
Cannular – Dosenverschließer
[Werbung]
Die Dose als Bierverpackung fand ich schon immer cool. Verschließer für den Hobbybereich gab es jedoch nur im Ausland und die Kosten dafür waren immer recht hoch. Seit kurzem hat es der Cannular Dosenverschließer von KegLand, aber auch in deutsche Stores geschafft und was soll ich sagen? Ich konnte nicht anders und habe mir einen bei Brauen.de gekauft.
Was kann das Teil?
Naja, es verschließt Dosen. Im Prinzip war es das. Aber ein Dosenverschließer ist ein Präzisionsgerät, welches extrem stabil sein muss um viele, viele Dosen immer wieder sauber zu verschließen. So ergibt sich auch der stolze Preis eines solchen Gerätes. Einige Teile am Cannular sind nicht nur aus Edelstahl, sondern sogar aus gehärtetem Stahl.
Auspacken und einstellen
Beim Auspacken des Gerätes bekommt man einen ersten Eindruck, wie schwer es eigentlich ist. Die schlanken 20 Kilogramm muss man erstmal aus dem Karton bekommen. Mit dabei ist der Hebel für die Dosenaufnahme und einer zum Verschließen. Ebenfalls einzeln kommt das Kugellager, welches den Dosenteller dann später drehen wird. Nicht standardmäßig dabei, ist ein Netzteil. Bei brauen.de bekommt ihr aber eins dazu. Solltet ihr woanders shoppen, achtet darauf auch das passende Netzteil zu kaufen. Als letztes war noch etwas Werkzeug im Karton, um verschiedene Einstellungen vornehmen zu können.
Da sind wir direkt beim nächsten Thema. Ab Werk ist der Cannular nicht perfekt eingestellt, sondern nur montiert. Ein kleiner Unterschied zu den teureren Modellen von z.B. Oktoberdesign. Diese sind “out of the box” einsetzbar.
Beim Cannular ist noch etwas Feinjustierung notwendig. Dazu gibt es aber vom Hersteller ein tolles Video, allerdings auf Englisch. Damit habe ich meine Verschlussrollen und die Dosenaufnahme perfekt einstellen können.
Da in dem Video alles super beschrieben wird, möchte ich nur auf die wichtigsten Anpassungen eingehen. Achtet darauf, dass die Dose perfekt in die obere Aufnahme (Chuck) passt und nicht leicht schräg dran gepresst wird. Sonst kann es zu Dellen an der Dosenseite kommen.
Ebenfalls wichtig, ist die Einstellung der x- und y-Achse der ersten Verschlussrolle. Ist diese zu weit eingestellt, verschließt die Maschine nicht richtig. Ist die Rolle zu eng justiert, können Späne am Deckel entstehen.

Ich habe beim Einstellen lediglich eine Dose verwerfen müssen, die nicht perfekt verschlossen war. Also nochmal etwas nachgebessert und seitdem läuft der Cannular, wie ein Uhrwerk.
Welche Dosen?
Hier muss ich etwas ausholen. In der Welt der Dosen gibt es zwei Hauptkonkurrenten, die die Deckel für Aluminiumgetränkedosen herstellen. Zum einen gibt es die europäische Ardagh Gruppe, die hauptsächlich CDL Deckel auf den Markt wirft und zum anderen das amerikanischen Unternehmen Ball Corporation, welches hauptsächlich B64 Deckel herstellt.
Fun Fact: Die erste Bierdose und erste Getränkedose überhaupt wurde 1933 in den USA vorgestellt. Abfüller war die Brauerei Gottfried Krueger Brewing Company. Krueger wurde in Sulzfeld in Baden-Württemberg geboren. Die erste Dose warf also ein Deutscher auf den Biermarkt. Krueger’s Special Beer in Dosen wurde sehr gut angenommen.
Der Cannular kommt standardmäßig mit der Deckelaufnahme (Chuck) für B64 Deckel. Das bedeutet, ihr müsst euch Gedanken machen, wo ihr passende Dosen kaufen könnt. B64 ist eher der amerikanische Standard, aber es gibt auch in Europa (Hobbybrauer) Shops, die passende Deckel anbieten. Wenn ihr lieber CDL Deckel nutzen wollt, ist das auch kein Problem. Dafür müsst ihr nur den Chuck austauschen. Einen CDL Chuck findet ihr z.B. hier.
Die im Lieferumfang enthaltene Dosenaufnahme ist für 0,5 Liter Dosen gemacht. Auch hier könnt ihr unterschiedliche Abstandshalter kaufen, um andere Dosengrößen verschließen zu können. Ich habe mir einen Spacer für 0,44er Dosen besorgt, da ich diese Größe perfekt finde und mein Lieblingsglas ein Pint-Glas ist. 🤓🍺
Bei brauen.de bekommt ihr übrigens die passenden 0,5 Liter Dosen im Shop.
Ab in die Dose
Jetzt könnt ihr die Dose verschließen, stellt sich also noch die Frage nach dem Befüllen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Viele Hobbybrauer in den USA nutzen eine Beergun zum Abfüllen. Damit lässt sich die Dose schön von unten mit CO2 ausspülen und kann dann befüllt werden. Die Schwierigkeit liegt hierbei darin, die richtige Druckeinstellung für den Füllvorgang zu finden, sonst schäumt es extrem. Ist aber gar nicht so schwer, wenn ihr folgendes beachtet ☝:
- Das Bier muss kalt sein (am Besten nahe 0°C)
- Lasst Druck vom Keg ab und füllt mit maximal 0,2 – 0,5 bar
- Unbedingt einem Bierschlauch mit geringem Durchmesser nutzen (4mm)

Für die ersten Dosen habe ich meinen Gegendruckabfüller von Craft Hardware auch als eine Art Beergun genutzt. Dafür habe ich den Füllkopf ganz nach oben geschoben, sodass ich die Dose nach unten entnehmen kann. Dann wurde zunächst mit CO2 gespült und anschließend vom Boden gefüllt. Meine Einstellung dabei war:
- Bier im Keg 4°C
- Gefüllt mit 0,4 – 0,5 bar
- Bierschlauch John Guest 8mm mit 4mm ID
Wenn ihr mit dieser Variante füllt, macht es Sinn das Bier etwas stärker zu karbonisieren, als geplant, da man beim Abfüllen ein wenig Spritzigkeit verliert. Mein Testbier, ein Milkshake IPA habe ich dabei auf knapp 5 g/l karbonisiert. Ziel waren 4,6g/l. Der erste Geschmackstest war super. 😋
Füllt die Dose bis fast an den Rand, sodass ihr den Deckel quasi auf den Schaum / das Bier legt und wirklich auch das letzte bisschen Sauerstoff vermeidet.
Eine weitere Füll-Methode ist ein Gegendruckabfüller. Für Dosen gibt es eine Variante von Tapcooler. Für den Hobbybereich habe ich ansonsten noch keine weiteren gefunden. Für den kurzzeitigen Verbleib in der Dose könnt ihr das Bier auch direkt vom Zapfhahn abfüllen. Dabei wird die Dose aber nicht mit CO2 gespült, deshalb rate ich das Bier dann zügig zu trinken.
Verschließen
Ist der Deckel drauf, wird es Zeit zum Verschließen. Einfach die Dose auf den Drehteller stellen und mittels des unteren Hebels an die Aufnahme pressen. Dann schaltet ihr den Motor über den oben an der Seite befindlichen Schalter ein. Die Dose dreht sich und nun drückt ihr den roten Hebel zuerst für 1 bis 2 Sekunden nach hinten und anschließend nach vorn. Fertig. Der Verschlussprozess dauert insgesamt ca. 3 – 4 Sekunden. Um die Dichtigkeit zu überprüfen, könnt ihr die Dose kurz schütteln.
Durch das Rotieren der Dose spritzt etwas überschüssiges Bier zur Seite und nach vorne heraus. Es macht also evtl. Sinn einen Spritzschutz zu bauen.
Dose – hot or not?

Fakt ist, eurem Bier könnt ihr verpackungstechnisch nichts besseres als eine Dose gönnen. Vor allem die hopfenbetonten Kandidaten profitieren dabei sehr. Nicht umsonst erlebt die Dose gerade eine Renaissance. Vor allem kleinere Brauereien, die ihr Bier nicht filtrieren und pasteurisieren nutzen gern die Dose als Verpackung, um ihr Bier länger frisch zu halten.
Die CO2 Bilanz der Dose, vor allem bei der Hobbybrauer-Variante ohne Pfand ist umstritten und ich habe verschiedene Quellen dazu gefunden. Die Diskussion wurde schon an anderen Stellen ausführlich geführt und soll hier nicht weiter Thema sein.
Ich mag an der Dose, dass man bei der Entwicklung des Etiketts noch mehr gestalterischen Freiraum hat. Wer mich kennt , weiß, ich tobe mich gern beim Etiketten-Design aus und bei Dosen geht einfach noch viel mehr.
Auch für einen unter Hobbybrauern üblichen Biertausch ist die Dose perfekt. Keine kaputten Flaschen mehr. Leichter ist die Dose auch – perfekt zum Mitnehmen.
Fazit
Der Cannular läuft super und es macht zugegeben auch wirklich Spaß Dosen zu verschließen. ✌Trotzdem werde ich nicht komplett auf Dosen umsteigen. Für ein paar Bierstile kann ich mir nur eine schön geformte Flasche vorstellen. Ein Quadrupel aus der Dose?
Ein Großteil bleibt bei mir ohnehin im Keg und wird gezapft. Aber vor allem meine Hopfenbomben werde ich in Zukunft in Dosen füllen.
Übrigens gibt es bereits eine neue Variante des Cannular, welche ohne Verschlusshebel auskommt. Dafür gibt es einen zweiten Schalter, der die Verschlussrollen automatisch an die Dose heran drückt. In Europa habe ich die Variante jedoch noch nicht erspähen können.
Prost 🍺
Paul
Wollt ihr mich unterstützen?

Toller Artikel. Zu den Deckeln, der Dia 202 CDL-Deckel ist mittlerweile Industrie-Standard zumindest in Europa. Daher würde ich immer Richtung CDL gehen. Selbst Ball stellt, soweit ich weiss, keine Dia 202 B64 mehr her in Europa
Das ein alter Hase, wie du, meinen Blog liest, ist ja eine Ehre! 😉 Da hast du Recht. In Europa macht es Sinn auf CDL zu gehen. Aber auch die B64 bekommt man noch recht gut z.B. bei Brouwland.
Dezinfizierst du die Dosen vor dem abfüllen ?
Viele Grüße
Philipp
Hi Philipp, nein. Sind ja neu und unbenutzt. Fülle sie direkt wie sie sind. Kann sicher nicht schaden, ist aber mMn nicht notwendig 😊
Welchen Kleber verwendest du für Dosen ? Bei Flaschen nehme ich Milch. Geht das auch ?
Hi Dietrich. Kleber hält nicht. Ich nutze A4 Blanko Etiketten und bedrucke diese dann in der entsprechenden Größe und schneide das Etikett dann aus.
Danke für die Info. Das Gerät ist übrigens heute gekommen. Nach der Arbeit werde ich mal auspacken und mich versuchen.